von Christian Sobeck

Zeulenroda befindet sich im Südosten des Freistaates Thüringen an der Grenze zum Freistaat Sachsen (50° 39´ N, 11° 59´ O). Durch den Ort führt die B 94. Die Stadt liegt zwischen den Autobahnen A4, A9 und A72 und verfügt mit dem Unteren Bahnhof seit 1883 über die Anbindung an die Bahnstrecke Weida-Mehltheuer. Der innerstädtische Obere Bahnhof war von 1914 bis 1996 (zwischen 1974 und 1991 nur Güterverkehr) in Betrieb.

Das Stadtgebiet erstreckt sich auf einem Höhenrücken der ostthüringisch-vogtländischen Hochflächen, weshalb Zeulenroda „Stadt auf der Höhe“ genannt wird. Der höchste Punkt der Umgebung mit rund 485m (Schöne Höhe) findet sich im Südwesten auf Langenwolschendorfer Flur. Das bebaute Stadtgebiet folgt im Süden einer Höhenlinie von etwa 433m (Windmühlenstraße und Hohe Straße) und fällt auf etwa 355m im Norden (Alaunwerk) ab. Im Osten erreicht das Stadtgebiet seinen tiefsten Punkt auf etwa 360m (Unterer Bahnhof). Der zentral gelegene Markplatz ist rund 415m hoch gelegen.

Die Stadt liegt an der Talsperre Zeulenroda, die durch den Fluss Weida gespeist wird. In der Flur finden sich Diabas, Phyllit, Quarzit und Alaunschiefer. Die Bodenwertzahl beträgt um 35.

Die Einwohnerzahl Zeulenrodas für das Mittelalter und die Frühe Neuzeit ist unbekannt. 1811 zählte die Stadt 3.574, 1833 bereits 4.961 Einwohner. 1871 lebten 6.892, 1895 8.942 Menschen in Zeulenroda. 1910 wurden 10.389 Einwohner gezählt. Durch den Zuzug vieler Umsiedler stieg die Bevölkerung nach 1945 auf über 14.000. Zu Beginn der 1990er Jahre zählte die Stadt etwa 15.000 Einwohner. Seither ist die Bevölkerungszahl aufgrund von Abwanderung und des demographischen Wandels rückläufig.

1992 wurden Kleinwolschendorf und Niederböhmersdorf, 1993 Leitlitz sowie 1994 Förthen, Pahren, Stelzendorf und Weckersdorf eingegliedert. Für Langenwolschendorf ist Zeulenroda seit 1997 erfüllende Gemeinde. Mit der Eingliederung der Stadt Triebes und deren Ortsteilen Dörtendorf und Mehla am 1. Februar 2006 entstand die Doppelstadt Zeulenroda-Triebes, die gleichzeitig erfüllende Gemeinde für Weißendorf wurde. Am 1. Dezember 2011 wurden Merkendorf mit Piesigitz, Silberfeld mit Quingenberg und Zadelsdorf, am 31. Dezember 2012 Arnsgrün mit Büna, Bernsgrün mit Frotschau und Schönbrunn sowie Pöllwitz mit Dobia und Wolfshain eingegliedert. Damit nahm die Doppelstadt eine Fläche von 1350 ha ein und zählte etwa 17.500 Einwohner.

Das 1438 verliehene Zeulenrodaer Stadtwappen zeigt in schwarzem Felde eine silberne, von Zinnen bekrönte Mauer. Darüber thront ein goldener, rot bewehrter und bekrönter Löwe. 2006 erhielt die neu geschaffene Doppelstadt Zeulenroda-Triebes ein neues Wappen. Dieses zeigt das alte Wappen Zeulenrodas, doch ist die Zinnenmauer mit einem Schild belegt. Dieses zeigt in goldenem Feld eine schwarze Löwenpranke, rot bewehrt, die ein nach rechts verschobenes Passionskreuz aus vier in der Mitte verflochtenen Juteschnüren hält – das alte Wappen der Stadt Triebes.

Wenngleich eine jungsteinzeitliche Besiedlung des Vogtlandes archäologisch belegt ist, sind derartige Funde in der Stadtflur bisher nicht gemacht worden. Ebenso fehlen Zeugnisse einer slawischen Besiedlung. Der Ort Zeulenroda wurde wohl während der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Rodungsdorf durch deutsche Siedler gegründet, wovon der Name noch heute zeugt. Die etymologische Herkunft des Ortsnamens (1325: Zulenrode, 1389: Czeulenrode, 1500: Ulenrode, 1520: Eilenrode) ist nicht klar. Dieser kann rein deutschen Ursprungs sein und von der Rodungssiedlung eines Lokators Eyl, Eul oder Uhl herrühren respektive der Rodungsort im Eulenwald sein. Möglich ist aber ebenso ein deutsch-sorbischer Mischname, der aus dem Personennamen „Sulan“ oder dem Adjektiv „sulěj“ (besser) herzuleiten ist.

Die frühe Ortsgeschichte ist aufgrund fehlender Quellen ungesichert. Erstmals wurde der Ort am 14. August 1325 erwähnt, als Bischof Heinrich von Naumburg die Stiftung des Zisterziensernonnenklosters zu Saalburg durch die Vögte von Gera bestätigte. In diesem Zusammenhang wurde festgelegt, dass ein im Dorfe Zeulenroda ansässiger Bauer Dressel mit seiner Hufe dem Kloster zinspflichtig ist. Bei der Landesteilung im Hause Gera von 1425 erhielt Heinrich der Ältere von Gera neben Lobenstein die Pflege Reichenfels, zu der auch das Dorf Zeulenroda zählte. Am 29. September 1438, dem Tag des heiligen Erzengels Michael, begabte Heinrich der Ältere von Gera den Ort mit dem Stadtrecht. Die Pergamenturkunde ist im Original erhalten. Das Stadtrecht von 1438 wurde 1546, 1551, 1608, 1653, 1692 und letztmalig 1752 bestätigt und erweitert. 1500 verpfändete Heinrich von Gera die Stadt an seinen Schwiegersohn Heinrich den Älteren Reuß von Plauen zu Greiz.

Während des Bauernkrieges war es zu Unruhen gekommen, als mehrere Bauernhaufen vor Zeulenroda lagerten und sich einige Bürger an dem Aufruhr beteiligten, wofür die Herren Reuß von Plauen zu Greiz und die Herren von Gera die Stadt mit einer hohen Bußzahlung bestraften. Die Reformation wurde in Zeulenroda wohl wie auch im übrigen Reußenland 1533 eingeführt. Große politische Veränderungen brachte der Schmalkaldische Krieg, in welchem die Herren Reuß und die Herren von Gera 1547 durch Kaiser Karl V. geschlagen wurden respektive sich unterwarfen. Die Reußen wurden ihrer Herrschaft Greiz enthoben und waren bis 1562 auf die 1451/53 erworbene Herrschaft Oberkranichfeld beschränkt. Die Herrschaft Greiz mit Zeulenroda erhielt Burggraf Heinrich IV. zu Meißen aus der älteren Linie Plauen, Oberstkanzler der Krone Böhmen, der nach Ächtung der ernestinischen Wettiner und dem Erbfall der 1550 erloschenen Linie Gera nahezu das gesamte Vogtland Heinrichs II. von Weida († vor 1209) letztmalig in seinen Händen vereinen konnte, und zwar als ein Reichsafterlehen der Krone Böhmen.

Als die Reußen 1562 durch kaiserlichen Schiedsspruch ihre Herrschaft Greiz – vermehrt um Teile aus dem Erbe der Herren von Gera – zurückerhielten, geschah dies ebenfalls in Form eines böhmischen Reichsafterlehens. 1564 führten die Reußen die zentrale Landesteilung durch, in deren Ergebnis eine ältere, eine mittlere und eine jüngere Linie Reuß entstanden. Zeulenroda kam zunächst zu Reuß mittlerer Linie. Mit dem Aussterben der älteren Linie Plauen 1572 fielen den Reußen – ohne die nunmehr wettinischen Ämter Weida, Ronneburg, Reichenbach, Plauen und Vogtsberg – auch die Reste des burggräflichen Vogtlandes zu. 1590 überwies die Witwe des letzten Meißner Burggrafen aus dem älteren Hause Plauen noch ihr Leibgedinge Schleiz mit Saalburg und Burgk aus dem Geraer Erbe an die Reußen. Nachdem die mittlere Linie bereits 1616 wieder erloschen war, wurde ihr Besitz zwischen älterer und jüngerer Linie geteilt. Zeulenroda kam an die ältere Linie. 1673 wurden die Reußen älterer Linie in den Reichsgrafenstand, 1778 in den Reichsfürstenstand erhoben. Ihre Herrschaft blieb bis zum Ende des Alten Reiches 1806 ein Reichsafterlehen der Krone Böhmen, trat 1807 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. Sowohl im Dreißigjährigen Krieg als auch im Siebenjährigen Krieg blieb die Stadt vom unmittelbaren Kriegsgeschehen verschont. Doch waren in beiden Kriegen mehrfach Truppen in der Stadt einquartiert. Wenngleich die Revolution von 1848/49 in Reuß älterer Linie nahezu folgenlos blieb, so erhielt Zeulenroda 1849 eine neue Stadtordnung, welche die über 400 Jahre alten Rechte des Stadtbriefs ersetzte. Mit Dr. Ferdinand Schröder stellte Zeulenroda einen Abgeordneten des Frankfurter Paulskirchenparlaments. Im Gegensatz zu Reuß jüngerer Linie standen die Reußen älterer Linie im Deutschen Krieg von 1866 ob ihrer traditionellen Bindung an das Kaiserhaus auf Seiten der Habsburger. Erst durch die Besetzung der Residenzstadt Greiz durch preußische Truppen am 11. August 1866 konnte das Fürstentum Reuß älterer Linie zum Beitritt in den Norddeutschen Bund gezwungen werden. Nach dem Tode Heinrichs XXII. Reuß älterer Linie 1902 wurden beide reußische Fürstentümer bis zur Abdankung der Reußen am 11. November 1918 in Personalunion von der jüngeren Linie regiert. Danach bestanden zunächst die beiden Freistaaten Reuß älterer Linie und Reuß jüngerer Linie. Am 17. April 1919 wurde unter Zusammenschluss beider Freistaaten der demokratische Volksstaat Reuß gebildet, der bis zu seiner Verschmelzung mit den anderen thüringischen Staaten im Zuge der Gründung eines Bundeslandes Thüringen am 1. Mai 1920 bestand. Mit der Einteilung Thüringens in Stadt- und Landkreise wurde Zeulenroda dem Landkreis Greiz zugewiesen. Dieser Zustand blieb bis 1952 bestehen. Während des Zweiten Weltkrieges blieb Zeulenroda weitestgehend vom direkten Kriegsgeschehen verschont, wenngleich am 17. März 1945 ein Bombenabwurf der US-Airforce ein Haus zerstörte und acht Tote forderte. Am 16. April 1945 besetzte die 3. US-Armee die Stadt kampflos. Anfang Juli 1945 wurde Thüringen der Sowjetunion übergeben, die am 16. Juli 1945 in Weimar eine Militäradministration bildete und die Verwaltung übernahm. Zeulenroda erhielt eine Stadtkommandantur. Im Rahmen der DDR-Kreisreformen wurde der Ort Kreisstadt des Kreises Zeulenroda im Bezirk Gera. Am 19. Oktober 1989 fand erstmals eine politische Demonstration gegen die Politik der DDR mit etwa 3.000 Teilnehmern statt. Die SED-Kreisleitung trat am 13. November geschlossen zurück. Die ersten freien Kommunalwahlen erfolgten am 6. Mai 1990. 1994 verlor Zeulenroda im Zuge der Thüringer Kreisreform den Status einer Kreisstadt und gehört seither dem Landkreis Greiz an.

Zeulenroda war von 1711 bis 1994 Sitz eines Gerichtes (1711–1867 Landesherrliches Gericht/Stadtvogteigericht, 1868–1879 Kreisgericht, 1879–1952 Amtsgericht, 1952–1994 Kreisgericht).

Wohl bereits im Spätmittelalter waren diverse Handwerker wie Gerber, Bäcker, Tischler, Schmiede, Schlosser, Schuhmacher, Fleischer, Schneider und Böttcher in Zeulenroda ansässig. Im 17. Jahrhundert war die Zeugmacherei von Bedeutung. Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts siedelte sich die Strumpfwirkerei an und sollte für die folgenden 200 Jahre das wichtigste Gewerbe darstellen. 1726 gründeten die aus Schkölen eingewanderten Brüder Johann Philipp und Johann Martin Ganzesaug das erste Handelshaus, das im Verlagssystem mit Strümpfen handelte. Das Handelshaus Ganzesaug vertrieb die Ware nicht nur im Reich, sondern exportierte auch nach England, Frankreich, Italien, Luxemburg, Polen und Russland. Johann Philipp Ganzesaug wurde 1731 Ratsherr, 1735 Bürgermeister und war der vermögendste Einwohner des Fürstentums. 1736 wurde die Firma Heinrich Schopper und 1767 die Firma Christian Friedrich Krocker gegründet, die ebenfalls den Handel mit Strümpfen betrieben. Nach dem Ende des Handelshauses Ganzesaug 1810 wurden diese beiden Firmen die Hauptträger des Strumpfhandels. Neben Strümpfen produzierte man auch Strumpfwirkstühle, die nicht nur den eigenen Markt bedienten, sondern auch nach Dänemark, Russland und in die USA exportiert wurden. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Firmen Macht, Schopper und Krocker mit der Produktion in eigenen Fabrikgebäuden. 1876/77 erwarb Carl Schopper die Lizenz für den Nachbau von Cottonstühlen und ließ auf englischen Werkzeugmaschinen von englischen Maschinenbauern, für die im Alaunwerk eigens Wohnhäuser errichtet wurden, die Cottonstühle produzieren. Da dieser Wirkstuhl wegen seiner Größe und des Dampfantriebes nur für Großbetriebe geeignet war, errichtete Schopper im Alaunwerk den ersten modernen Strumpfwirkereibetrieb. In den 1890er Jahren entwickelte sich die Firma zu einer der bedeutendsten Strumpffabriken des europäischen Kontinents. Mit dem Ende der Firmen Schopper, Krocker und Steinmüller 1929/30 endete für Zeulenroda die Epoche als Hochburg der Strumpfwirkerei.

Zu großer wirtschaftlicher Bedeutung entwickelten sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zudem der Maschinenbau (Paul Blell, Carl Kneusel, Adolf Lang), die Möbelindustrie (Arnstadt & Nellenschulte, Fritz und Franz Hausold, Robert Paul, Albin May, Edwin Metz, Carl Simmerling, Robert Thummernicht, Theodor Wieduwilt, Rother & Kunze), die chemische Industrie (Albin Benndorf, Dietsch & Illgen), die Gummiwirkerei (Julius Römpler AG) sowie die Seifensiederei (Carl Heinrich Roth). Ab 1946 wurden die Maschinenbaufirmen Kneusel, Blell, Lang und Kühnel aus Zeulenroda sowie Sachs & Grimm aus Triebes enteignet und 1955 zum VEB WEMA (Werkzeugmaschinenbau) zusammengeschlossen. Ebenso wurden zwischen 1945 und 1972 fast alle privaten Möbelfabriken in Zeulenroda enteignet und ab 1951 zum VEB Ostthüringer Möbelwerke Zeulenroda vereint. Dieser wurde 1959 mit dem VEB Qualitätsmöbelwerke Triebes zusammengeschlossen, woraus endgültig 1969 der VEB Möbelkombinat Zeulenroda-Triebes („ZEU-TRIE“) entstand. VEB WEMA und VEB Möbelkombinat Zeulenroda-Triebes waren bis 1989 die bedeutendsten Unternehmen und größten Arbeitgeber der Stadt. Der VEB Möbelkombinat Zeulenroda-Triebes avancierte zu einem der größten Möbelproduzenten im ehemaligen Geltungsbereich des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Weitere bedeutende ansässige Unternehmen waren in der chemischen Industrie der VEB Rotpunkt (ehemals Dietsch & Illgen) und VEB „episan“ Zeulenroda (ehemals Carl Heinrich Roth), in der Textilindustrie der VEB Elastic Mieder (ehemals Julius Römpler AG) und der VEB „Herdas“ sowie in der Metallindustrie der VEB Spannwerkzeuge (ehemals Erich Knöcher & Co.) und der VEB Raumleuchte (ehemals Henker & Hennig). Mit dem Ende der DDR und der Einführung der Marktwirtschaft kam das Aus für die VEB.

Nach 1990 siedelten sich zahlreiche neue Unternehmen an und es entstand am nördlichen Stadtrand ein neues Industrie- und Gewerbegebiet. Bedeutendstes ansässiges Unternehmen und größter Arbeitgeber der Region ist die Bauerfeind AG. Zu dieser gehört auch das „Bio-Seehotel Zeulenroda“ (ehemals FDGB-Ferienheim), das – nach einem kompletten Umbau – von "TOP 250 Die besten Tagungshotels in Deutschland" zu Deutschlands besten Tagungshotels gezählt wird. Weitere wichtige Unternehmen sind unter anderem die Zeulenroda Präzision Maschinenbau GmbH, die neuform-Türenwerk Hans Glock GmbH & Co. KG, die Fein-Elast Umspinnwerk GmbH, die Epi-cos-GmbH, die EIB Elektrotechnisches Ingenieurbüro Mehlhorn GmbH, die solamagic GmbH, die Metallgießerei Heinz Brückner, die Reinü-FEFA Produktions GmbH sowie Raster-Zeulenroda Werkzeugmaschinen GmbH.

Das heutige Stadtbild Zeulenrodas entstand infolge zahlreicher Stadtbrände. Die verheerendsten ereigneten sich 1566, 1636, 1706 und 1790. Dem letztgenannten Brand fiel nahezu der gesamte Baubestand zum Opfer. Einzig der Wappenstein im Torbogen des Rathauses könnte die Stadtbrände überdauert haben und vom 1566 erbauten Rathaus stammen. Als ältestes Gebäude der Stadt gilt das Haus Buche Nr. 14, welches möglicherweise aus dem 17. Jahrhundert stammt. Das Stadtzentrum mit dem Marktplatz wird vom alles überragenden Bau des nach Plänen des Zeulenrodaer Strumpfverlegers Christian Heinrich Schopper (1787-1864) zwischen 1825 und 1827 errichteten klassizistischen Rathaus bestimmt. Daneben prägen klassizistische Bürgerhäuser und ehemalige Gasthöfe, deren Kreuzgewölbe aus der Zeit vor dem großen Stadtbrand von 1790 stammen, das Bild des Marktes. Von besonderem Wert sind die Häuser an der Nordseite des Marktes. Das Haus Nr. 7 war ursprünglich der Gasthof „Goldener Kranich“, eines der ältesten Gasthäuser der Stadt. Später befand es sich im Besitz der Unternehmerfamilien Krocker und Gernet. Die sich östlich anschließenden beiden Gebäude wurden durch das Handelshaus Ganzesaug errichtet. Im Markt 8 befand sich das Fürstlich-Reußische Stadtvogteigericht, danach das Amtsgericht mit den erhaltenen Gefängniszellen. Auch das Zollamt war dort untergebracht. Heute beherbergt das Haus einen Teil der Stadtverwaltung. Der Marktplatz wurde mehrere Male – 1892, 1935 und 1963/64 – umgestaltet. Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt er bei der jüngsten Sanierung und Umgestaltung 2009.

Von herausragender kunsthistorischer Bedeutung ist die ebenfalls nach Plänen von Christian Heinrich Schopper zwischen 1819 und 1820 in der Kirchstraße errichtete klassizistische Kirche zur Heiligen Dreieinigkeit. Neben dieser und dem Marktplatz mit Rathaus prägen respektive prägten das evanglisch-lutherische Gemeindeamt und die 1910 abgerissene Mädchenschule in der Kirchstraße, das ehemalige Spital in der Pausaer Straße sowie das ehemalige Krockerstift – heute Haus II des Friedrich-Schiller-Gymnasiums am Dr.-Gebler-Platz – das klassizistische Bild der Innenstadt.

Mit dem Durchbruch der Unteren Schuhgasse am ehemaligen Grünsplatz (heute Dr.-Gebler-Platz) 1899 wurde die Stadt nach Osten erweitert. Die neu entstandene Schopperstraße prägen zahlreiche Häuser und Villen im Jugendstil sowie die 1904 eingeweiht Bürgerschule, heute Friedrich-Schiller-Gymnasium Haus I. In den Schuleräumen war zwischen 1943 und 1945 nach dem Einsetzen der Flächenbombardements auf Berlin das Hochfrequenzlabor der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt untergebracht. Dort forschten dessen in Zeulenroda geborener Leiter Prof. Dr. Adolf Scheibe und Prof. Dr. Udo Adelsberger, die 1931 die weltweit erste Quarzuhr konstruiert hatten, über Hochfrequenz- und Radartechnik. Bei ihrem Abzug aus Thüringen evakuierten die Amerikaner das Hochfrequenzlabor samt Mitarbeitern und deren Familien nach Heidelberg. In der Schopperstraße finden sich zudem das Neue Postamt sowie die Gebäude der ehemaligen Möbelfirmen Simmerling, Wieduwilt und May – Höhepunkt der Neuen Sachlichkeit und des Art déco in Zeulenroda. In unmittelbarer Nähe steht der 1914 in Betrieb genommene ehemalige innerstädtische Obere Bahnhof.
Nach dem Brand des Marktwinkels 1892 wurde der Markt geöffnet und die Stadt dehnte sich in westlicher Richtung (Goetheallee) aus. Zuvor befanden sich hier zahlreiche bürgerliche Gärten. Auf dem Neumarkt, heute Rosa-Luxemburg-Platz, stand zwischen 1898 bis 1946 ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. von Hohenzollern, seit 1950 ein Denkmal für in Zeulenroda im und nach dem Zweiten Weltkrieg umgekommenen Staatsangehörigen der damaligen Sowjetunion. Heute findet sich hier ein Denkmal für alle Opfer des Zweiten Weltkrieges. Die kunsthistorisch bedeutendsten Gebäude der Goetheallee sind die während der Gründerzeit entstandenen Villen.

Prägend für das Stadtbild sind zudem die Neubaugebiete „West“ (erbaut 1958-1964) und im Osten der Stadt „Rötlein I“ und „Rötlein II“ (beide erbaut 1973-77). Das Neubaugebiet „Rötlein III“ (erbaut 1986-1988) ist heute zum größten Teil bereits wieder rückgebaut.

Die tiefgreifendste Umgestaltung des Stadtgebietes und der Flur brachte der Bau der Talsperre Zeulenroda (1968-75). Dafür mussten große Teile des alten Stadtteils „Alaunwerk“ weichen und eine Brücke als Ersatz der Landstraße nach Auma errichtet werden. Hier ereignete sich am 13. August 1973 eines der größten Bauunglücke in der Geschichte der DDR, als der vordere Teil der im Bau befindlichen Talsperrenbrücke einstürzte. Vier Tote und fünf Verletzte waren zu beklagen. 1982 eröffnete an der Talsperre Zeulenroda ein FDGB-Ferienheim und ebnete den Weg zur touristischen Entwicklung. Seit 2012 bildet die Talsperre Zeulenroda – zwischen 1998 und 2012 als Trinkwassertalsperre für den Badebetrieb gesperrt – mit dem „Bio-Seehotel Zeulenroda“ den Mittelpunkt der Urlaubsregion „Zeulenrodaer Meer“ als Teil der Tourismusdestination Vogtland.

Das 19. und das erste Drittel des 20. Jahrhunderts waren die Blütezeit bürgerlicher Vereinskultur. Es existierte eine Vielzahl an Gesang-, Bildungs-, Sport- und sonstigen Vereinen. Die ältesten Vereine der Stadt waren die Schützengesellschaft (1782) und die Stadtlesegesellschaft (1841). 1848 wurde der Turnverein gegründet, woraus 1863 die „Turnerfeuerwehr“ als erste freiwillige Feuerwehr der Stadt hervorging. Der größte Teil der Vereine wurde 1933 gleichgeschaltet. Nach 1945 existierten die Vereine unter dem Dach des „Kulturbundes“. Nach 1989 bestanden einige Vereine fort, viele – besonders die zahlreichen Fördervereine – wurden seither neu gegründet.

Das älteste Schulgebäude befand sich bis zu seinem Abriss 1910 neben der Dreieinigkeitskirche. Nach der Stiftung des Strumpffabrikanten Franz Krocker 1849 entstand eine Knabenschule (Krockerstift) am heutigen Dr.-Gebler-Platz. Das alte Schulgebäude wurde zur Mädchenschule. Die 2. Bürgerschule entstand 1868 im Alten Rathaus in der Oberen Schuhgasse. 1904 wurde die neue 1. Bürgerschule in der Schopperstraße erbaut. Im gleichen Gebäude wurde 1906 die Realschule untergebracht. Das Krockerstift wurde 2. Bürgerschule, die Schule im Alten Rathaus aufgegeben. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Trennung zwischen 1. und 2. Bürgerschule aufgehoben, die Schule in der Schopperstraße wurde 1919 Volksschule, 1946 Grundschule. Das Krockerstift wurde nach dem Ersten Weltkrieg Oberrealschule. Nach kurzer organisatorischer Trennung wurde die Schule in der Schopperstraße 1955 Mittelschule und von 1959-1989 „Polytechnische Oberschule Friedrich Schiller“. 1962/63 entstand die „Polytechnische Oberschule Hubert Westhoff“ im Neubaugebiet West, 1976/77 die „Polytechnische Oberschule Wilhelm Pieck“ im Neubaugebiet Rötlein. 1977 entstand die Sonderschule (Pestalozzi-Schule), der 1980 das Kinderheim „Alfred Bergner“ angegliedert wurde. Heute finden sich in Zeulenroda zwei Grundschulen (Friedrich-Reimann-Grundschule, Rötlein-Grundschule), zwei Regelschulen (Rötlein-Regelschule, Staatliche Regelschule „Friedrich Solle“), das Staatliche Gymnasium „Friedrich Schiller“, das Staatliche Förderzentrum Zeulenroda, das Staatliche Berufsbildungszentrum Greiz-Zeulenroda, die Städtische Musikschule „Fritz Sporn“ sowie eine Außenstelle der Kreisvolkshochschule Greiz.

Ein Aushängeschild ist das 1903 gegründete Städtische Museum. Zunächst im Rathaus untergebracht, befindet es sich seit 1927 in einem ehemaligen Wohnhaus der Zeulenrodaer Fabrikantenfamilie Schopper in der Aumaischen Straße. Eine grundlegende Sanierung und bedeutende Erweiterung durch den Kauf des Nachbargebäudes erfolgte von 2003 bis 2005. Die ständige Ausstellung dokumentiert die Stadtgeschichte. Den Schwerpunkt bildet Mobiliar verschiedener Epochen aus der Produktion der ehemaligen Zeulenrodaer Möbelfabriken. Zudem gibt es mehrmals jährlich wechselnde Sonderausstellungen mit meist überregionalen Themen. Direkt am Museum befindet sich das Stadtarchiv Zeulenroda mit einem umfangreichen Bestand an Urkunden, Akten, Tageszeitungen, Photos sowie Landkarten und Flurplänen zur Stadt- und Landesgeschichte. Das Archivgut reicht zurück bis 1438. Zudem wird im Stadtarchiv Zeulenroda eine bedeutende Sammlung historischer Bücher zu den Themen Medizin, Biologie, Theologie, Geologie und Rechtswissenschaften aufbewahrt.

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